Die vier Kristallweizen im Floriansgarten haben auch nicht wirklich erfrischt, jetzt sitze ich weitgehend nackt auf der Terrasse und der schwere süße Duft der Honeysuckles legt sich wie Opium auf und um mich in der dickflüssigen Luft.
Irgendjemand zündet ein paar Höfe weiter Knaller, und vor ein paar MInuten gab es in Neukölln ein Feuerwerk - schön!
Überlege, den Wasserschlauch zu aktivieren, aber momentan mag ich noch im Bernstein gefangen sein.
Ich liebe Sommer!
"Darling, ich hasse es, dir das anzutun, aber ich ziehe jetzt mein Top aus!"
"Mh-mh!" (Verständnisvoller Blick, schließlich hat Glammie auch Saw 1-3 gesehen)
Eine Stunde und ein, zwei Weißwein später:
"Darling, und das nächste, was ich dir schenke, ist eine Sonnenbrille, die nicht verspiegelt ist!"
Es hat alles was man braucht, inklusive fliegender weißer Elefanten.
Was meint ihr? Auf dem Potsdamer Platz? Britt? Modeste? Schnittchen? Kitty? Doro? Frau Fragmente? Mme Larousse? Frankie? Kailie? Und wir brauchen natürlich noch eine Horde hübscher männlicher Statisten, wir können ja mal Glams Couchsurferprofil anzapfen!
Natürlich kriegt Glammie ein hübscheres Oberteil, und nicht so gefährliche Schuhe, wäre ja schlimm, wenn er jemand ein Auge aussticht damit.
Achja, und ratense mal, wer wahrscheinlich ganz unten in der Mitte der Pyramide landen wird? Richtig.
Sie können es sich nicht vorstellen, oder vielleicht doch, wie schön es ist, wieder durchschlafen, einfach einen Fuß vor den anderen setzen oder sich wieder ganz normal aufs Klo setzen zu können. So eine Woche wie letzte wünsche ich nicht mal meinem ärgsten Feind.
Doll! Iannis sei gepriesen! Mal sehen, ob er den Ursprungsrückenschmerz, der natürlich noch da ist, auch noch wegbekommt.
Am Samstag stand ich in der Reichenberger und heulte fast vor Wut. Das kleine Haus, das dort neu gebaut wurde, und um welches ich Tage, ach Wochen herumgestreunt bin, weil es ein Dachgeschoß hatte, in das ich mich sofort verliebte, ist jetzt fast fertig, teilweise schon bezogen, und auch schon mit Farbbeutelklecksen beschmiert, wie es sich in Kreuzberg so für alles gehört, wenn es nicht ein Haufen Hundescheiße ist.
Es war mein Traum, gut, die Wohnung vielleicht 10qm zu klein, aber dafür 40(!) qm Dachterrasse, Süd-West, einmal um die ganze Wohnung rum. Das war zeitgleich, als meine Finanzberaterin mir empfohl, mir eine Wohnung zu kaufen, obwohl ich eigentlich nicht genug Geld dafür habe, aber was sie mir vorrechnete, war überzeugend.
Jedenfalls, man nimmt ja nicht gleich das Erstbeste, und so mäanderte ich wochen-, monatelang drumherum. Bis es jemand anderes gekauft hatte.
Stehe ich also da und heule fast vor Wut, gleich um die Ecke vom Glam, eine schöne Straße, und die Idioten da oben haben noch nicht mal Bäume und sowas aufgestellt auf MEINER Terrasse.
Sonntags sitze ich ungehauer frustriert in der Sonne auf meiner zwar wunderschönen, aber eben nicht 40qm großen Terrasse, und denke, Moment, die Bank hier, die Stühle da, den Tisch hier, da kommt der Bambus hin und die Kletterrose dahin und so weiter.
Ich weiß nicht, wie das funktioniert hat, aber jetzt ist die Terrasse optisch doppelt so groß, ich habe zwei Sitzecken mit jeweils Sonne morgens, Schatten abends bzw. umgekehrt, mit jeweils einer anderen Aussicht obendrauf.
Und was man auch unbedingt braucht, ist ein, zwei ungemein stark duftende Pflanzen, mit denen man es im Zimmer nicht aushalten könnte, ich empfehle Jasmin und Gardenien, es ist so wunderbar, wenn abends immer mal so eine kleine betäubende Duftwolke vorbeizieht.
Ach ja, und einen netten kleinen würzigen spanischen Weißwein auf Eis, wenn man schon in der prallen Sonne so schwer herumräumt.
Abends war ich dann sehr entspannt und wieder sehr, sehr glücklich.
Eine Ex-Schwiegermutter, ordentlich esoterisch verblasen, hat mir mal das hübsche Buch "Wünsche ans Universum" geschenkt, das ich natürlich ungeöffnet mit spitzen Fingern gleich wieder dem Universum, bzw. in Berlin heißt das BSR, zurückgegeben habe.
Ich hab nämlich eine bessere Idee, ich schreibe "Beschwerden ans Universum" das wird bestimmt ein Kracher!
Wie genial, daß die Taschen in meinem Mantel kaputt sind, und ich noch eine ganze Schachtel Zigaretten aus dem Saum fischen konnte!
Sonst hätte ich schon vor dem Frühstück runter müssen!
Life is good!
"Hallo Herr Lucky, kommen Sie rein"
"Hallo Frau Heidi, wow, das duftet aber hier bei Ihnen nach Frühling!" und riecht an den Riesenstrauß pollengelber Osterglocken.
"Ach, die duften!?"
"Frau Heidi, das fragen Sie mich jedes Jahr!"
"Oh, so lange sehen wir uns schon?"
Schneeglöckchen, gibt es eigentlich etwas Schöneres als Schneeglöckchen? So zart, so fragil, und doch die Ersten, so unglaublich robust, daß sie sich auch ein Loch durch Schnee und Eis brennen können, wenn ihre Zeit gekommen ist.
(Copyright: André Karwath)
Will man Schneeglöckchenzwiebeln kaufen, kosten die 8 Euro für 10 Zwiebelchen. Ach, wie ärmlich.
Wir hatten früher eine Obstwiese, wo Generationen lang unser ehemaliger Garten war, dort wuchsen Schneeglöckchen quadratmeterweise unter alten knorrigen Apfelbäumen. Jeden Vorfrühling pflücke ich dort Hände voll Schneeglöckchen, ohne daß man hinterher sehen konnte, daß welche fehlten, und verteilte sie imganzen Haus in den kleinen Puppenväschen, die es nur für diesen Zweck im Haushalt gab. Ach!