confessional pottery

Mittwoch, 3. September 2008

Kälter

Das Schlauchboot liegt auf dem Rücksitz als überflüssiges Memento. Der Sommer ist vorbei und hier ist es kalt.

Das Haus ist kalt, und wenn ich gerade die Heizung angestellt habe, wärmt es nur außen. Das letzte Mal, als ich hier war, war das Haus noch von innen warm. Das ist jetzt spürbar vorbei. Vergangen. Nie wieder.

Das Leben hier hat sich weitgehend normalisiert, wenn es das denn jemals war. Die Beziehungen zu den Menschen ziehen sich wieder Richtung Normalzustand zurück. Ab und an wagt es jemand, seine Wunde zu zeigen. Nur kurz. Und das ist ok so.

Ich gehöre nicht hierher. Ein Teil von mir ist es nur, der hier lebte, nur leider ist der andere Teil weniger greifbar, faßbar, verstehbar.
Eigentlich möchte ich einen großen Vorschlaghammer nehmen und dies alles hier verwüsten, die Sachen auf die Straße werfen, die Fenster von innen einschlagen, damit man auch außen sieht, was innen ist - nichts mehr.

Eine schmerzhafte Erkenntnis, unschön, nicht leicht zu ertragen, aber: unvermeidbar, kalt, klar. Und gut. Immerhin eine Erkenntnis.

Montag, 25. August 2008

The Boy with the Weight of the World on his Shoulders

Als Junge hatte ich einen ausgewachsenen Jesuskomplex.
Das lag zum einen an der sehr katholischen Erziehung meiner Mutter und einer ausgeprägten Erwartungshaltung ihrerseits und meinerseits an mein Schicksal. Und an der barocken Kirche im Heimatdorf, wo ich selbstverständlich auch Meßdiener war.
Wenn es nach meiner Mom gegangen wäre, hätte ich Priester oder Bischof (oder Papst) werden sollen, geschafft hat sie es aber immerhin, daß ich unverheiratet geblieben bin. Und anders als alle anderen war ich sowieso.

Alle Indizien unterstützten den Verdacht, oder besser die Erwartung, daß es mit mir etwas ganz Besonderes auf sich haben würde: über dem Altarportal prangte ein Lamm mit Banner, das meine Initialen trug: JHS.
Dazu kam noch die dralle barocke Muttergottes, die auf einem Sockel an der Wand ein ebenso dralles Jesuskind im Arm hielt, während sie mit dem Fuß eine dicke fette Schlange zertrat. (Was nun wieder ein Verweis auf meinen Namenspatron war.) Mit ihren tiefblauen Augen schaute sie mich mild, aber unverwandt und seelenvoll an, um mir ein Versprechen, eine Hingabe abzuverlangen, eine Verantwortung aufzuerlegen, und zwar egal, wo ich jeweils in den Holzbänken saß, sie meinte mich.

Man sollte Kinder schon darüber aufklären, daß auch Statuen Wanderaugen haben können, die einen überall vermeintlich fixieren.

Außerdem war es damals die Zeit, als Nostradamus in allen Frauenzeitschriften zitiert wurde, der prophezeite, daß im Jahr 2000 die Welt untergehen würde - das machte alles klar und rund. denn im Jahr 2000 würde ich 33 sein, genau wie Jesus am Kreuz, zusammen mit den obigen Indizien war der Fall ganz klar. Ich trug ziemlich schwer an dieser Erkenntnis, teilte sie aber nur mit der Madonna in der Kirche.

Ich weiß nicht mehr, wie sich das auflöste über die Jahre, aber mittlerweile denke ich nicht mehr, daß ich der neue Jesus bin (zu alt, zu wenig Bartwuchs, lange Haare, Sandalen und Wundmale in der Seite stehen mir nicht). Aber manchmal, manchmal fühle ich die Verantwortung und den Auftrag schwer auf meinen Schultern. Und dann muß ich mich ganz heftig schütteln.

Mittwoch, 20. August 2008

Aussen und Innen

Bill Sampson: You have every reason for happiness.
Margo Channing: Except happiness!

Draussen blühen auf der Terrasse die Rosen, der Oleander verbreitet leckeren Vanilleduft, und die Bleiwurz leuchtet in einer Farbe, die es im Pflanzenreich eigentlich gar nicht gibt, und der Fingerhut überrascht dieses Jahr in Weiß.
Ich habe ein schönes knallrotes Auto, mit dem man auch ohne Dach fahren kann, eine knallrote Küche und ein ebenso knallrotes Bett, in dem außer mir und Kailie noch nie jemand gelegen hat, sowie ein Sofa in Orange und eins in Apfelgrün.
Das Geld reicht, für jetzt, gut aus, und für später, ja das weiß man nicht. Ich kann mir so viele Sachen kaufen, wie ich möchte, wenn ich denn überhaupt etwas haben wollte und könnte so oft in Urlaub fahren, wie ich will, wenn ich denn wollte.
Wenn ich erst um zwei Uhr auf der Arbeit erscheine, ist das auch ok, meine Kollegen mögen mich sehr und meine Auftraggeber auch, meist, und die Konkurrenz hat enormen Respekt vor uns. Es kann gut passieren, daß ich potentielle Kunden wegschicke, wenn ich keinen Bock auf sie habe.
Ich habe wunderbare Freunde, mit denen ich essen und/oder trinken gehe oder Filme gucke oder verrückte oder ganz normale Dinge tue. Sogar zu den meisten Exen habe ich ein gutes Verhältnis.

Drinnen dagegen ist: Nichts. Leer. Keine Freude.
Das ist ja wohl irgendwas mächtig schiefgegangen.

Birdie: What a story! Everything but the bloodhounds snappin' at her rear end.

Dienstag, 19. August 2008

Mermaids singing (Klassiker)

Let us go then, you and I
When the evening is spread out against the sky
Like a patient etherised upon a table


Alles, was ich Ihnen heute mitteilen könnte, hat schon jemand besser geschrieben als ich das je könnte, und das auch noch vor 100 Jahren, und in Versform.

Gehen Sie doch einfach den Lovesong of J. Alfred Prufrock lesen, dann haben Sie was für Ihre Bildung getan, und wissen Bescheid.

Alternativ können Sie, falls Lyrik Sie nicht so interessiert, sich auch die Elegie "Add it Up" der Violent Femmes anhören, das ist im Prinzip dasselbe.

Freitag, 15. August 2008

Nichts zu verlieren

hätte ich, sagte gestern meine Heidi zu mir, also könne ich auch gleich loslegen.

Recht hat sie ja irgendwie, aber dürfen Therapeuten sowas zu ihren Patienten Klienten sagen? Ist ja doch ein wenig hart.

Freitag, 25. Juli 2008

Sadie, Sadie

A husband, a house,
and a beautiful reflection
of my love's affection
Sadie, Sadie, married Lady
That's me!
(aus 'Funny Girl)

"After fifty, she told me, you become either a gentleman or Siegfried and Roy" Pedro Almodovar


Jetzt hab ich mich aber grade selbst geschockt, als ich die Nektarine fürs Müsli kleinschnippelte. Ein Gedanke ging durch meinen Kopf. Das an sich wäre jetzt nicht so shocking, ich denke öfters mal, aber es war: "Eigentlich könntest du doch jetzt deinen Junggesellen-Lifestyle, der ja eigentlich auch nur ein spätpubertärer ist, auch an den Nagel hängen, und eine Familie gründen."
Ein schöner Ehemann, früh aufstehen, und die beiden Kids in die Kita zu bringen, Elternabend, Pflaster kleben, abends früh, genervt und müde zu Bett, am Wochenende mal ein Gläschen Wein, wenn die Kinder im Bett sind, und ein- oder zweimal im Jahr einen schönen Familienurlaub. Einen Grund haben, mit dem Rauchen aufzuhören (did I just say that???) abends nicht so lang auf Arbeit festzukleben, und stundenlang Videogames mit den Kids, wenn wir nicht grade Faules-Obst-Schlachten auf der Straße machen.

Schockierend war, daß mir das gut gefallen hat, und es mich lächeln machte. Das hätte ich nie von mir gedacht.
Es muß das Alter sein, jetzt hat mich auch das "um die"-Gefühl erwischt. Auwei. Me, a Breeder!?

Vielleicht sollte ich mir zur Probe vorsichtshalber erstmal ein Haustier anschaffen. Ein Hund, nein, eine Katze. Oder doch besser vielleicht eine Schildkröte. So was kann man ja dann wieder im Tierheim abgeben, wenn es nach 2 Wochen nervt.

Gibts eigentlich noch sowas wie Tamagotchis?

Freitag, 4. Juli 2008

Reste

Auf dem Dachboden die Tasche von Vater gefunden, die er immer zur Arbeit mitnahm, auch als er vor 24 Jahren auf dem Weg zur Arbeit von einem LKW in einer geschlossenen Ortschaft mit über 80 km/h überfahren wurde.

Es war außer der Stullendose noch alles drin, seine Augentropfen, der Zollstock, sein Notizbuch, auch eine noch ungeöffnete Halbliterflasche Bitburger und eine neue Packung Africaine-Zigaretten.

Als ich klein war, aß ich mit Begeisterung die angetrockneten Butterbrote, die er wieder mit nach Hause gebracht hatte, das waren nämlich "Hasenbrote", die ihm der große alte Hase, der irgendwo an der Straße wohnte, für mich mitgegeben hatte.

Donnerstag, 3. Juli 2008

One Last Look Around the House Before We Go

Wie die Herren Bacharach/David so schön und dazu noch treffend am allerschönsten von Ms. Warwick singen lassen haben:

A Chair is still a Chair
Even when there's no one sitting there
But a Chair is not a House
And a House is not a Home
When there's no one there
To hold you tight
And no one there
You can kiss Good Night.

A Room is still a Room
Even when there's nothing there but Gloom
But a Room is not a House
And a House is not a Home
When the two of us
Are far apart
And one of us
Has a broken Heart.

Now and then
I call your Name
and suddenly your Face appears
But it's just a crazy Game
When it ends
It ends in Tears.

So gesehen, bin ich froh, nach neun Stunden Autobahn wieder zuhause in Berlin gelandet zu sein.
Aber die Reise war gut und schön und wichtig und ich war gut aufgehoben und habe jetzt etwas mehr Frieden.

Dienstag, 24. Juni 2008

Von Bord

Der Schwager hat die Uhr zurückgestellt, die immer präzise 10 Minuten vor ging, damit man mehr Streß und Terror hatte, wenn man mal wo hin mußte.

Ich lasse immer alle Türen auf, die waren früher immer alle geschlossen, Tür auf, durch, Tür zu, am besten mit lautem Anschlag.

Auch bei der Kaffeemaschine ziehe ich nicht auch noch den Stecker, zusätzlich zum Ausschalten - muß reichen.

Abends bemühe ich mich nach ihrer Zubettgehzeit besonders, NICHT leise zu sein, was mir kaum gelingt.

Um nur einige Beispiele zu nennen.

Ja, das würde ihr ganz und gar nicht passen.
Aber dann hätte sie eben an Bord bleiben sollen, dann hätte sie es weiter unter Kontrolle halten können.

Mittwoch, 28. Mai 2008

Unlike me

fragile
logo

lucky strikes

the sacred and the profane

So viel Rauch, so wenig Feuer?

Du bist nicht angemeldet.

Rauchzeichen an:

luckystrike-ätt-wolke7-punkt-net

kiekste, wa?

present

Schall & Rauch:

geile bsau
geile bsau
marco (Gast) - 2014/08/17 11:11
Merengue
Ich liebe Tango. Bzw. ich liebe Lateinamerikanische...
Sepp (Gast) - 2013/12/13 15:12
Goodbye Vienna! Hello...
Liebe Herrschaften und Herrschaftinnen, Sie müßten...
luckystrike - 2013/03/23 21:30
Naja, wie alle halt ich...
Naja, wie alle halt ich diese weiße kalte Hölle nicht...
luckystrike - 2013/03/23 19:55
Nein, ich meinte doch,...
Nein, ich meinte doch, seit diesem Posting wieder etwas...
arboretum - 2013/03/23 19:21
Klar gehts besser. Aber...
Klar gehts besser. Aber ein bissel Trauer für Mogli...
luckystrike - 2013/03/22 20:54
Treue Seele. Ich hoffe,...
Treue Seele. Ich hoffe, es geht Ihnen wieder besser.
arboretum - 2013/03/20 18:16
Tränen für Mogli
Es ist schon etwas unglaublich, besonders wenn man...
luckystrike - 2013/03/17 18:04

last year's kisses

Es lebt

Online seit 7246 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 2015/09/07 02:00

Search me

 

Kalter Rauch

April 2025
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
 
 
 
 
 
 
 

stand up be counted

kostenloser Counter

kostenloser Counter

things

Zünded by:


development