Wörter sind doch dolle Sachen, gibt es doch extra ein Wort für "verwünscht" und eins für "verwunschen".
Definitiv verwunschen, das Wochenende in den Harzer Bergen, besonders wenn man mit Glammie und Frankie im Garten hinter einem längst verlassenen Haus sitzt, in dem zuerst zwei kleine, dann nur noch eine, dafür aber bucklige, alte Dame die Hinterlasenschaften von Generationen horteten, und Glammies Crazy Ladies aus dem Ipod aus dem Haus verwehte verwunschene Melodien singen.
Man fragt sich schon, wofür sie den perfekten tiefen Eiskeller nutzten und warum ausgerechnet giftige Colchicum (Herbstzeitlose) direkt vor dem Hinterausgang wachsen?
Eigentlich wollten wir auf der Terrasse die gleichnamige Szene aus Grey Gardens 1:1 nachstellen, an Tüchern und Broschen hätte es nicht gemangelt, aber irgendwie haben wir es verträumt. Vielleicht auch, weil wir uns nicht einig waren, wer wen spielen sollte.
Dafür deutete aber Glam den Begriff Rollrasen ganz neu.
Ach, hätte doch ein kleines Schreiberling die Brillianz aufgefangen, die zwischen den Büschen hin- und herglitterte, aber leider leider blieben die extra vom Glammie bereitgehaltenen Analog-Blocks mit dne Totenköpfen drauf ungenutzt und leer!
You better get to Living
Giving
Don't forget to throw in
a little forgiving and love
along the way!
(...)
You better get to Living
Giving, be willing and forgiving,
cos' all healing has to start with you!
You better stop whining, pining,
get your dreams in line
and then you shine, design, refine,
till they come true!
Tomorrow is my turn
no more doubts, no more fears
tomorrow is my turn
when my luck is returning
all these years I've been learning
to save fingers from burning
Tomorrow is my turn
to receive without giving
make life worth living
now it's my life I'm living
and my only concern
for tomorow is my turn!
(Nina Simone)
Tomorrow never knows
(Danielle Dax)
Ich bin motiviert. Ein seltsamer, ungewohnter Zustand.
Seit Wochen stehe ich mit echten, bitteren Tränen vorm Kühlschrank, Trennkost ist verordnet, und immer ausgerechnet das, wozu ich Lust hatte, durfte ich nicht essen, jedenfalls nicht zusammen. Und dabei ist Essen doch der größte Trost, mal abgesehen von Saufen.
Wie oft mußte der arme Lucky unbefriedigt mit Grummeln im Magen ins Bettchen oder zur Arbeit!
Aber: die Waage pendelt sich stetig unter der einen runden Grenze ein. Man sieht es zwar noch nicht, aber würde meine Waage mich anlügen? Doch wohl nur aus Bösartigkeit, aber nicht so! Jedenfalls, Ziel wäre die nächstniedrigere Nullergrenze. Dann hätte ich zwar noch ein paar Kilo zuviel aber das wär dann passend. Ich bin gespannt. Und gehe jetzt mal ne Runde vor den Spiegel bauchtanzen, solange noch welcher da ist. (Und ich wage es gar nicht zu erzählen, aber übernächste Woche hat der Herr Lucky seinen ersten Personal Trainer Termin. Er soll mir vermitteln, daß ich Bewegung als selbstverständlich und wohltuend begreife. Wenn er das schafft, kann er auch den Welthunger beseitigen und den Nahostkonflikt beenden. Sie werden es erfahren.
Dann gestern bei meiner Finanzberaterin. Ein Thema, das mit allergische Reaktionen beschert, mein Hirn wabert, meine Augen beginnen zu flirren, und in meinen Ohren fiept es.
Aber alle Klischees sind wahr: Schwule haben viel Sex und geben viel zu viel Geld für Klamotten und Lifestyle aus (ausgenommen meiner selbst) und Lesben sind gut mit Geld.
Deswegen habe ich mich an diesen Verein aus wettergegerbten Flanellhemdlesben gewandt, die alternativere, aber durchaus knallharte Geldanlagepolitik betreiben. Die Fonds, den sie mir verkauft haben, und die vorher beim Drecksladen MLP immer weniger wurden (und das vor der Krise!) haben sich -in diesen Zeiten!- um über 10% vermehrt! God bless karierte Flanellhemden!
Jedenfalls ging es gestern um die deprimierende Aussicht, noch 2-3 langweilige Scheiß-private-Altersvorsorgen abzuschließen, denn mit dem was jetzt ist, ist nichts, grade mal Hearts-4-Niveau.
Und was sagt sie mir? Daß es vielleicht sinnvoller wäre, ich würde mein Geld noch dieses Jahr in Wohneigentum investieren, sei ja schließlich auch Altersvorsorge, und würde sicher auch mehr Freude bereiten!
Mein Traum! Mein einziger Traum!
Etwas kleinlaut legte ich dann meinen Traum auf den Tisch, denn ich hab ja gar kein Kapital, aber sie hat mir vorgerechnet, daß ich sehr wohl ein Dachgeschoß mit Riesenterrasse in Kreuzberg haben kann. Wenn ich das will. Und daß sie genügend Fachfrauen haben, um mich dabei zu unterstützen! Mein Traum, mein einziger!
(Und wenn das mit der neuen Firma im Herbst klappt, dann wär es anscheinend so gar kein Problem...)
Herrschaften, ich bin dann mal mit zittrigen Händen die Immobilienseiten durchwühlen.
Grade eben beim Kaffee holen (heute hats einwandfrei geklappt) die Berge Geschirr und Müll gesehen und gedacht, warum nicht mal eben die Spülmaschine einräumen?
Eins folgt aufs andere, Müll entsorgen, Küche abwaschen, und schwupp-di-wupp habe ich eine blitzende, blanke, glänzende Küche (gut, Boden war auf die Schnelle nicht drin.)
Also außer daß ich jetzt Spülhände habe, ein weitaus befriedigenderes Gefühl, als hier rumzuschauen, wer alles nichts gechrieben hat!
Wow, eine ganze Nacht durchgeschlafen und heute morgen ist der Rücken fast wieder ganz ok. Was ein schönes Gefühl, die ersten paar Stunden aufrecht gehen zu können und nicht immer ein Bein nachziehen zu müssen.
Ich kanns noch gar nicht glauben.
Die Kombi aus Schmerzmittel galore und ABC-Pflaster scheint doch was gebracht zu haben, wenn auch nicht die untenstehenden Nebeneffekte gegriffen haben, aber wer will schon immer nach dem Haar am Po in der Suppe suchen?
Musiktip in dem Zusammenhang: Mary Roos "Aufrecht gehn" (...aufrecht stehn/ ich hab endlich gelernt/ wenn ich fall/ aufzustehn)
Berlin kann in Punkto Frühling einfach kein Vorspiel, es kann nur Rums-Bums.
Nichts mit erst mal den dünnen Mantel hervorkramen und die Wollpullis gegen dünnere Shirts eintauschen.
Nein, gleich T-Shirt und - bei manchen - Shorts.
Nichts mit einen zarten lauwarmen Wind, der Erlösung vom Wintersehnen verspricht, nein, gleich 24 Grad, die die armen langerwarteten und heiß ersehnten Krokusse und Narzissen binnen weniger Tage verbrennen.
Welch Freude: per SMS kündigt sich mein draller goldblonder ukrainischer Reinemachwirbelwind an, sie sei wieder in der Stadt.
(Es gibt da eine ganze Geschichte, die kann ich aber hier nicht erzählen.)
Jedenfalls, sie ist wild entschlossen. Und wir sind mehr als bereit, meine Wohnung und ich, die seit August eher halbherzig reingehalten wird.
Und jetzt ist sie schon wie ein kleiner Reinemachstrum dabei - wat herrlich!
Und die richtigen Sachen sagt sie auch: "Luckychän, hast du viel abgenommän? Du siehst vel jünger aus!"