Als wir erst mal die Plätze verlassen hatten, von denen aus alles so aussah, als ob in den Fernen des Universums eine neue Sonne geboren würde, wurde es ein feiner Abend, unten, auf dem Spielfeld.
Mrs. Ritchie hatte an nichts gespart (gut, größere Videoleinwände hätte sie definitiv springen lassen können, müssen!) und sich auch nicht geschont.
Ich hatte ja auch nicht die Erwartung, daß wir uns hinterher besser kennen würden, und so war es eben - von da unten - eine professionell aufgesetzte Show (oben hatte man mit diversen Ton- und Bildproblemen und der unermeßlichen Weite des Olympiastadions zu kämpfen, und allenfalls einen guten Blick auf die wie eine Ufo-Landebahn aufgestellten Dixie-Klos)
Es hatte ein paar schöne Momente, die Neuversion von Borderline war herrlich, und die Bühne bei The Devil wouldn't recognize you war sehr sehr schön. Und es hatte einige Geschmacksentgleisungen, an Kostüm oder bei Madonnas Ausflug in osteuropäische Folklore.
Alles in allem doch sehr zufrieden mit dem Gefühl, daß sich Frau Ritchie für das viele Geld auch ordentlich abgerackert hat.
Dafür aber fand ich es mutig und lobenswert, sich Zeit zu nehmen für die Konzertdramaturgie zwar hinderliche, aber dafür aber 'anspruchsvollere' Einlagen wie das Video zum Weltelend, oder eben ein paar stillere, kleiner Songs.
Achso, vielleicht der schönste Moment: She's not me, wo sie ihre als Madonna-durch-die-Jahrzehnte zurechtgemachten Tänzer abwatscht. Da hat sie definitiv mal Annie Lennox' Video zu Little Bird gesehen.
Was solls, gut geklaut oder gekauft ist immer noch besser als schlecht selbstgemacht.
luckystrike - 2008/08/29 12:35
Mir ist es ganz egal, wann der Herbst anfängt, solange der Sommer sich vielleicht noch 3 Wochen etwas mehr Mühe gibt.
Ich bin gerüstet!
Mitte September kommt, wenn der Zoll mitspielt, Dexter, die zweite Staffel, in der David aus Six Feet Under fulminant einen Serienmörder mit guten Gründen spielt, und dabei inständig versucht, ein soziales Leben zu simulieren (mit welchem von beidem ich mich dabei mehr identifiziere? your guess!)
Und weil ich Serien immer so schnell verschlinge, daß ich jedes Mal komplett vergesen habe, was passiert ist, hab ich mir gleich noch die erste Staffel Dexter dazu gegönnt.
Außerdem Damages, eine der härtesten Serien, sie jedenfalls ich gesehen hab, undglaublich spannend und gnadenlos, mit einer großartigen Glenn Close.
Im Oktober dann die neuen Staffeln von Desperate Housewives, Grey's Anatomy und, da bin ich sehr gespannt drauf, Pushing Daisies, eine Serie über einen Jungen, der Totes wiederbeleben kann, wobei das Problem ist, daß er das Leben dafür woanders wegnehmen muß.
Wenn ich das alles geguckt hab, kann ich auch Carnevale nochmal von vorne gucken, dann vielleicht Dead like me und danach bestimmt wieder Six Feet Under.
Gute Serien sind das neue Hollywood.
Das sind jedenfalls ein paar Hundert Stunden gutes Entertainment.
Herbst und Winter sind gerettet, jetzt bräucht ich bittschön noch ca. 3 Wochen Sommer.
So, und das war jetzt der wohl einzige Schwule-und-Shoppen-Beitrag bei mir ever. Aber ich bin es eh nicht, an dem die Unterhaltungsbranche zugrunde geht.
luckystrike - 2008/08/22 12:11
EY, DU DRECKSSCHWUCHTEL!!!!
DAS IST MEIN PARKPLATZ, FAHR SOFORT DA RAUS; SONST GIBTS AUFS MAUL!!!
Das weithin sichtbare Weiße in seinen Augen und wie er anfing, zusammenhanglos aus dem geöffneten Fenster zu stammeln, zeigten mir, daß der Ex weder mich noch mein Auto erkannt hatte, als wir absolut zeitgleich zum vereinbarten Treff erschienen waren, und mein vielleicht etwas grober Scherz tat mir ein bißchen leid.
Aber nur ein bißchen.
Hrhrhr.
luckystrike - 2008/08/21 11:36
So, erfolgreich Koffer packen in die letzten Minuten verschoben, so daß wieder Panik angesagt ist.
Schnell noch eine Mix-CD gebrannt fürs Jubelpaar. Sie heißt "Marriage is for Old Folks" nach Nina Simone. Kommt sicher gut an.
Und für Sie, Herrschaften, habe ich eine Hausaufgabe, damit Ihnen nicht langweilig wird (auch für die, die hier nur lesen und nie schreiben!).
Schreiben Sie doch bitte in einem Satz auf, wie Sie dieses Zierblog jemandem beschreiben würden, so á la
"Lucky Strike ist das Blog von einem wunderhübschen 17jährigen, der leider im Körper eines 40jährigen gefangen ist, und dort geht es meist um Blumen, kein Sex und seltsame Lieder"
Verausgaben Sie sich! Ich bin gespannt! Bis Sonntag abend!
luckystrike - 2008/08/07 11:06
Oooh let me have it!
Let me grab your Soul away!
You know, it's me, Kathy!
So ist sie damals angetreten, mit
Wuthering Heights, ihrem ersten Hit.
And she did, she grabbed my soul away. In a good way.
Wenn ich sehr traurig bin, dann ist es ein Lied von Kate Bush, in dem ich Zuflucht suche. Wenn ich sehr glücklich bin, dann ist es ein Lied von Kate Bush, zu dem ich mit meinen Seelengeschwistern auf Dächern tanze. Und wenn ich gleichzeitig weinen und lachen will, dann gehe ich auch zu Kate.
Und auch sonst - Kate is all around me. Und eine Dekade oder zwei auf ein neues Album zu warten ist erträglich, denn es gibt so viel zu hören von ihr in der Zwischenzeit, die Songs hören sich nicht leer.
Glammie hat schon einen sehr schönen Brief an Kate geschrieben, da bleibt mir nichts anderes übrig als eine Forderung an die britische Regierung zu formulieren:
Dear Madams and Sirs of the British Government, honourable Prime Minister,
as today we celebrate the 50th birthday of your most creative, ingenious and gifted music artist I would like to suggest you honour Kate Bush with naming a Mountain after her, as well as a Lake, an Island, a Shoreside, and a Star.
Also, don't you think it would be a great idea if you turned today's Katemas into a National Holiday in honour of your most precious National Treasure!?
How do we go about it, will you just do it, or do I have to start a petition?
Sincerely,
Lucky Strikes
luckystrike - 2008/07/30 11:32
Ich weiß nicht, ob man einen solchen Beitrag wirklich einfach so hier einstellen kann und soll, so persönlich, so hart im Thema, so wenig literarisch überarbeitet.
Es ist sicher seltsam, an einem hundsgewöhnlichen Donnerstag mit einem solchen Thema konfrontiert zu werden, und ich habe länger drüber hin und her nachgedacht, bin aber zu keinem Schluß gekommen.
Fakt ist, das ist das, wo ich heute morgen war, und da twoday wieder mal nicht funktionierte, habe ich das offline geschrieben, war dann aber nicht zufrieden damit, daß es nicht online war, und so habe ich dann vorläufig entscheiden, es doch zu veröffentlichen.
Exhibitionismus? Vielleicht. Bedürfnis? Wahrscheinlich.
It's a Blog-Thing, obviously.
Es tut mir leid, wenn einer oder mehrere meiner Leser unverhofft mit einem solchen Thema konfrontiert wurden und dadurch in ihren Gefühlen ungewollt berührt sein sollten an einem solch schönen Sommertag.
Andererseits, vielleicht hilft es jemand, der im Netz nach Texten zu dem Thema sucht.
luckystrike - 2008/07/24 13:04
Die Nachricht vom Tod meiner Mutter erreichte mich völlig überraschend und alltäglich, im Büro. Ein Telefonanruf meiner Schwester, schon beim Blick auf den Display wußte ich, was passiert war.
Das war das, wovor ich mich seit Jahren am meisten gefürchtet hatte, und jetzt war es da. Darin lag, neben dem unglaublichen Schmerz und dem Wahnsinn, auch eine gewisse Erleichterung. Nichts ist schlimmer als die Angst. Bestimmt nicht das, wovor man sich gefürchtet hat.
Nach 8 hysterischen Stunden auf der Autobahn, einer Reise nicht nur über 800 Kilometer, kam ich irgendwie an, man frage mich nicht, wie.
Alle waren da, Schwester, Schwager, Schwager, Tante, Onkel, Neffe, die Reste unserer Familie, mit bleiernen tauben Gesichtern saßen sie stumm im Licht der Deckenlampe. Es war für sie ein langer schlimmer Tag gewesen, vom Anruf der Nachbarn, vom Einbrechen ins Haus, vom Finden meiner Mutter, die langen Minuten der Verzeiflung und Sorge, bis der Arzt eindeutig feststellte, daß sie schon länger tot war, der Stille danach.
Ängstlich suchten sie mein Gesicht nach Anzeichen ab, wie es mir gnge, sie machten sich große Sorgen, für sie war ich die am meisten betroffene Person in diesen Umständen.
"Ich nehme an, es gibt heute keinen Kappestetisch?" fragte ich. Meine Mutter hatte mir zur Ankunft immer mein Lieblingsessen gekocht.
Meine Schwester hatte entschieden, daß Mutter über Nacht zuhause bleiben sollte, bis ich da war, damit ich Abschied nehmen konnte. Darüber war ich sehr froh. Trotzdem dauerte es ein paar Stunden, bis ich den Mut fassen konnte, sie in ihrem Schlafzimmer zu besuchen. Seltsame Vorstellung, daß sie dort oben liegt, still, tot, wenn unten das Haus voller Gäste ist.
Als ich mich dann endlich langsam nach oben begab, lag sie dort auf ihrem Bett, in ihrem gelben Frottee-Schlafanzug, so vertraut und doch so fremd. Auf ihrem Gesicht war ein kleiner Abdruck, wo sie gefallen war, aber sonst sah sie friedlich aus. Dennoch, ein Toter ist ein fremdes kaltes Ding. Jeder Ausdruck, jede Haltung, die einen Menschen ausmacht, ist gelöscht. Eine leere Hülle. Und doch - ein Körper, wenigstens.
Es hatte einige Zeit gedauert, bis die Familie sich getraut hatte, sie aufzuheben und auf das Bett zu legen. Sie hatten nicht daran gedacht, ihre Hände übereinander zu legen, und irgendwie hatte ich das Gefühl, das würde sie wollen, und auch ihren Rosenkranz in ihre Hand hätte sie sicher gerne gehabt, sie war eine sehr gläubige Frau.
Irgendwie war es keine große Überwindung, sie anzufassen. Ich habe schon einige Tote gesehen, aber nie einen angefaßt. Aber das war schließlich meine Mutter.
Erschreckend aber war diese Kälte. Kälter als kalt, kälter als der Tod, diese Kälte stand in keiner Beziehung zur Umgebung. Sie ist absolut.
Und das meiner Mom, die immer so kälteempfindlich gewesen war, die zur voll aufgedrehten Heizung immer auch noch den Holzofen angemacht hatte. Als Kind hatte sie wohl sehr viel Kälte ertragen müssen.
Die Hände und die Arme waren steif vor Kälte, und so dauerte es einige Zeit, bis ich sie mit der Wärme meiner Hände so weit aufgewärmt hatte, bis ich ihre Hände übereinanderlegen konnte, und eine Hand so weit öffnen konnte, daß ich ihren Rosenkranz zwischen ihre Finger legen konnte. Die Hände, die so viel gearbeitet hatten in ihrem langen harten Leben, auch für mich.
Die Finger, die jetzt im Tod ganz zart und glatt waren, wie überhaupt ihre Haut ganz zart und glatt und eben geworden war, wie ich spürte, als ich ihr über die Wange strich.
Dann ging ich wieder zum Rest der Familie, die ich später in der Nacht fast gegen ihren Willen nach Hause schicken mußte. Ich wollte noch einige Zeit mit meiner Mtter verbringen, die so allein dort oben lag.
Wieder ging ich zu ihr, und es verschaffte mir einen seltsamen Trost und eine Beruhigung, meine Mutter anzufassen und zu halten, ihre Hände, jetzt so weich, ihr Gesicht, und ganz besonders ihre Schulter, diese starke runde Schulter. Es war gut gewesen, meine Mutter für diese eine Nacht noch zuhause zu behalten. Dort lag sie, in ihrem gelben Schlafanzug, so klein und weich und bleich und kalt.
Tagsüber im Leben war meine Mutter auch noch mit 80 eine sehr selbstbestimmte, aktive, umtriebige Frau mit starkem eigenen Willen gewesen, die auch manchmal hart und herrisch sein konnte. Wir hatten uns oft und heftig gestritten, weil sie einem ordentlich auf die Nerven gehen konnte.
Abends aber, wenn sie sich aufs Zubettgehen vorbereitet hatte, den Schlafanzug angezogen, die Dritten im Glas, dann kam sie immer noch einmal zu mir, und das waren unsere intimsten Momente, egal wie der Tag gewesen war. In diesen Minuten hatten wir andere Namen füreinander, Kosenamen, die niemand sonst kennt, und wir konnten uns zärtlch und liebevoll in den Arm nehmen und brauchten keine anderen Worte.
An der Wand neben ihrem Bett hing neben Familien- und Heiligenbildern auch ein altes Mariengebet, aus ihrer Kindheit wohl, das ihr wichtig gewesen sein mußte. Ich bete zwar nicht und glaube auch kaum, aber da sie ja nun keine Stimme mehr hatte, wollte ich ihr meine leihen, ich faltete meine Hände über ihre und betete das Mariengebt, drei Mal, für sie, statt ihrer.
Ein seltsames Gefühl ist es, wenn die Hände eines Toten langsam wieder warm werden, wenn man sie lange genug hält. Nach einiger Zeit beginnt man sogar einen Puls zu spüren, aber natürlich ist es nur das Echo des eigenen.
Einige Stunden saß ich noch so bei meiner toten Mutter, und wir schauten im Kopf das Fotoalbum der gemeinamen Erinnerungen, der 40 Jahre gemeinsamen Lebens an.
Als ich in den Morgenstunden dann endlich schlafen ging, ließ ich beide Zimmertüren auf, damit sie - und ich - wenigstens diese letzte Nacht nicht alleine schlafen mußte.
luckystrike - 2008/07/24 12:25
Es ist ja nichts so unnötig, wie Verwandte beim Berlin-Besuch zu bespaßen, egal wie kurz.
Es ist ja aber auch nichts so unnötig, daß nicht doch was bei rumkommt, zwei Sachen habe ich gelernt:
Beim normalen Filterkaffeekochen (ich liebe Filterkaffee, da könnt ihr euch auf den Kopf stellen) gebe man zum Schluß eine Prise Salz in den Pott, solls leckerer machen, alter 50er Jahre-Trick.
Ein anderer Kaffee-Koch-Trick (auch wohl 40er oder 50er):
Wenn man jemand so gar nicht leiden kann, dann koche man den Kaffee folgendermaßen:
Erstmal kocht man einen alten Weinkorken ca. 10 Minuten in Wasser auf.
Dann kocht man den Kaffee mit eben diesem Wasser, Salz hin oder her, egal.
Dann wartet man auf das Unwohlsein dessen, dem man das serviert hat, es soll nämlich ziemlich schnell unglaublich starke Blähungen erzeugen. Hrhr.
(Beides von meiner Tante, die ihrerzeit Köchin in hochherrschaftlichen Häusern war)
So, und eins davon probiere ich morgen aus, welches, verrat ich nicht.
luckystrike - 2008/07/19 22:46