Es ist Januar.
Das merkt man daran, daß es so viele frischgebackene Nichtraucher gibt.
Die es gerne haben, wenn man ihnen den Rauch mitten ins Gesicht pustet. "Na Puppe, Lust auf eine Runde Passivrauchen?" "Oh, jaah!"
Was ungewohnt ist, man fühlt sich schlecht, schließlich traut man sich ja kaum noch den Rauch zu exhalieren in dieser schönen neuen Nichraucherwelt allerorten, geschweige denn in Richtung einer Person zu pusten.
Ich halte das anders, ich habe am Sonntag nach dem Aufstehen in 2 1/2 Stunden ein ganzes Päckchen geraucht (danach habe ich die Übersicht verloren).
2 1/2 Stunden, das sind 150 Minuten, das macht bei diesen modernen Schummelpackungen nur eine Zigarette pro knapp neun Minuten, ist also gar nicht so schlimm oder schwierig, wie es sich anhört.
Und ich habe immer nur eine nach der anderen geraucht, mehrere auf einmal, so weit bin selbst ich noch nicht.
Da fällt mir ein, ich hatte vor Jahren mal eine Webcambekanntschaft aus Köln, dessen Fetisch war Rauchen.
Es hat aber nicht gehalten, ich wollte immer ein wenig mehr von ihm sehen, er war nämlich sehr attraktiv und genau mein Typ, aber er wollte immer nur zusammen rauchen. Sehen und gesehen werden, das war sogar für mich nicht wochenendfüllend.
Da denkt man eben noch, man bräuchte mal eben eine Woche Urlaub, und zack! beim aus der Dusche klettern erwischt es einen - Hexenschuß.
Natürlich hält man pflichtbewußt den Termin bei der Friseurin ein, und auch den Tag im Büro durch, auch wenn man gebückt aufs Klo schleichen muß, und auch die Sitzung bis Viertel nach Zehn abends.
Aber heute nicht, nicht mit mir.
Paar Ibuprofen, Sofa, Bett. Immerhin frisch frisiert und gefärbt (Ja, ich färbe, Sky-du-Mont-Phase kann ich immer noch einleiten)
Ist es bald dunkel genug, um ein wenig Wein zum Ibu zu gießen? Das entspannt nämlich so ungemein.
Aber Sekt darf man doch auch tagsüber?
Sekundärer Krankheitsgewinn, nennt man das wohl. OK by me.
Weihnachten war immer ein Problem.
Als einziges kleines Kind in der Familie mußte ich aushalten, wie die ganze Sippschaft ihre Weihnachtserwartung an mir abfeierte, woraus mich auch mein 5 Jahre jüngere Neffe nicht erlöste, als er dann endlich kam. Er war (und ist) eben nicht so gefallsüchtig wie ich.
Später war das Standardritual zu Heiligabend, daß mein Vater sich hackedicht soff, während Mutter und ich zur Christmette waren. Normalerweise war er Pegeltrinker, so daß man es eigentlich gar nicht mitbekam, aber Heiligabend schaffte er es innerhalb einer knappen Stunde bis Oberkante Unterlippe, wohl auch durch den gewaltigen Druck, den so eine Familienweihnacht eben auslöst. Jedenfalls überstand er nur mit viel Mühe und ein wenig Lallen noch die Bescherung und ging dann schlafen.
Wir hatten ihm nicht wirklich einen Platz innerhalb der Familie zugestanden, allen voran Mutter, aber das fing ich erst viel später an zu verstehen. Er hat sich aber auch kaum gewehrt. Als er starb, hinterließ er dennoch ein mächtiges Loch in der Familie, und einiges Unbehagen. Schließlich, wie trauert man um einen, der einen eigentlich immer gestört hat?
Noch schlimmer kam es aber 2 Jahre später, als meine Schwester starb, die als einzige eine Familie ein sonnigeres Gemüt hatte und damit die Familie zusammengehalten hatte. Der Krater im Fest war so groß, daß man dauernd befürchten mußte, daß Weihnachtsbaum, Sauerbraten oder Familienmitglieder darin verschwinden würden. Wie wir das überstanden haben - ich weiß es nicht mehr.
Nun fahre ich morgen in das kalte leere Haus meiner Mutter, zur Restfamilienweihnacht. Vielleicht, wahrscheinlich, zum letzten Mal.
Kein Weihnachtsterror, kein Geschenketerror dieses Jahr. Kein Weihnachtsbaum, den ich widerwillig aufstellen muß, was ich heimlich wohl trotzdem genoß, all die Christbaumkugeln aus über einem Jahrhundert und mehreren Generationen, und die häßliche Krippe bleibt auf jeden Fall auf dem Speicher.
Keine Berge von Nüssen, Plätzchen und Zitrusfrüchten, die im Januar dann unverzehrt verklappt werden müssen, keine verschlossenen Zimmer mit Bergen von Geschenken, keine Freude heucheln über Socken oder 2 Stangen Zigaretten oder jedes Jahr den falschen Whiskey.
Keine völlig verausgabte alte kleine weiche weiße Frau mehr, die seit Wochen backt und brät, Sachen ranschafft und jede Woche mit Nachfragen nach Geschenkewünschen nervt, kaum daß der Geburtstag überstanden ist.
Kein Nervenzusammenbruch am ersten Feiertag, wenn das ganze Essen fertig ist, Punkt zwölf, die Sippschaft aber komplett zerstritten erst um kurz vor eins anrückt, wie jedes Jahr.
Und doch ist mir zum ersten Mal ein wenig weihnachtlich, ich hätte sogar Geschenkideen gehabt, dieses Jahr, obwohl oder gerade weil ich nicht muß.
Schwester und ich haben ein paar nette kleine Pläne gemacht, um das große große Loch herum, um die Abwesenheit, um den Verlust herum. Und viel Luft gelassen, für das, was unweigerlich eintreten wird.
Einigen Respekt habe ich vor den nächsten Tagen, und auch ein wenig Vorfreude. Wir werden sehen, wie wir durchkommen, und wir werden sehen, was dabei entsteht, und ob. Schwester, Schwager, Neffe, Tante. Onkel, Cousins. Reste fürs Fest.
Ich für meinen Teil werde übermorgen in den Wald fahren und ein paar große Tannenzweige holen, am liebsten Douglasien, und ein paar der schönsten Christbaumkugeln aussuchen. Die filigranen in altrosa, die Opa noch vor dem ersten Weltkrieg besorgt hat, die silbernen mit der Öffnung, aus der es so geheimnisvoll rot leuchtet wie bei diesen Jesusbildern mit offenem Herzen, aus dem Karton, wo noch der Name unseres Tante-Emma-Ladens in Sütterlin draufsteht, die dicken rotgelbgrünen, die ungefähr so alt sein müssen wie ich, und auch eine der häßlichen neuen in Lila, als Mutter vor ein paar Jahren meinte, wir sollten mal einen lila Baum haben.
>You are cordially invited to George and Martha's for an evening of fun and games.<
Sie kennen 'Who's afraid of Virginia Woolf'? Taylor und Burton lassen's richtig krachen?
Dann wissen Sie wovon ich rede.
Jemand, oder mehrere, die einen zuschauenden Katalysator brauchen. für was auch immer in ihnen oder zwischen ihnen vorgeht, der Zuschauer verläßt, knapp mit dem bloßen Leben entkommen, aber auf jeden Fall zerrüttet den Schauplatz, wenn er sich nicht selbst hat benutzen lassen und Schlimmeres angestellt hat wie Partei ergreifen oder zu versuchen, mitten im Schlachtfeld zu vermitteln.
Nur der oder die (Zur-)Schausteller hatten einen großartigen Abend, das System hat sich wieder selbst stabilisiert, die emotionalen Pickel sind ausgedrückt. Publikum als Badezimmerspiegel.
Meine Schwester ist so ein Fall, sie kann das solo und gnadenlos, auch wenn Sie es (beunruhigend) lang kaum mehr praktiziert hat. X-unddreissig Jahre davon sind genug.
Und einige Menschen, die ich sehr mag und liebe, können das auch, allerdings nur im Tandem. Ganz neuerdings gehe ich einfach, wenn sich die Zeichen mehren. Kann schon sein, daß es gar nicht eskaliert ist - ich wollte einfach nicht bleiben, um zu sehen, ob.
Dann war der Abend eben nur so lang und nicht so lang, aber dennoch schön. Kein Problem, jedenfalls nicht für mich. Geworden.
Nicht mehr.
Eine herrliche Idee, ein wahrer Augenschmaus, war ja immer zum Herbst der Jungbauernkalender der österreichischen Jungbauern, wir berichteten. Leider fällt der dieses Jahr aber eher unsinnlich, steril und wenig sexy aus.
Was ein Glück, daß es noch andere Alpenländer gibt, die sich auch nicht schämen, die Idee zu kopieren, in dem Fall auch viel besser, die Schweizer Bauern:
(Copyright: www.schweizerbauer.ch und www.claude-stahel.ch)
SO stell ich es mir vor, Mannespracht in wilder Natur oder ganz rustikal in der Hütten. Testosteron in seiner natürlichen Umgebung.
Falls einer der kernigen Burschen planen sollte, bei Bauer sucht Mann mitzumachen: Also ich kann hervorragend melken, misten tu ich zwar nicht gerne, aber ich kann auch Trecker fahren und zur Not steht mir Dirndl auch ganz gut.! Einfach hier melden und wir sparen uns das mit dem Fernsehen!
Hier kann man sich die ganze Pracht anschauen, und hier gibts ein leckeres Making-of-Video zu sehen (ganz nach unten scrollen, lädt sehr langsam, Schweiz halt).
Ach, hätte ich doch was anderes studiert, dann könnte ich jetzt auch Bauern einölen!
Und Oktober ist überhaupt auch ein schöner Monat!
(Copyright: www.schweizerbauer.ch und www.claude-stahel.ch)
Also, Geschenke mag ich an sich ja nicht so gerne, aber wenn sich jemand austoben möchte, bitte gerne!
Eigentlich hätte dieses Wochenende ja Großreinemachen angestanden, aber...
Samstag eine Killermigräne, gottseidank die erste seit ewig. Nicht mal Lebensmitteleinkauf, weswegen jetzt die Schränke schön durchsortiert sind, zumindest die mit Eßbarem.
Sonntag dann der große Tag - aber ach, nach dem Bettenbeziehen und der 3. Maschine Wäsche reichte es auch.
Kann ich eben nicht mehr barfuß durch die Wohnung, trifft ja nur mich.